In der Umgebung der Forschungsstation „Chiquitos“ im Osten Boliviens findet ein weiteres WildLIVE! Biomonitoring-Projekt statt. Hier wird mit zahlreichen Wildkameras die dortigen Säugetierpopulationen im Jahresverlauf beobachtet.
Unser Ziel ist ein Projekt, das die drei Ebenen Wissenschaft, Gesellschaft und Naturschutz vereint. Wissenschaftler der Forschungsstation „Chiquitos“ und des Senckenberg Forschungsinstituts dokumentieren die Biodiversität in den Gebieten von indigenen Kommunen und privaten Landbesitzern mittels Kamerafallen. In Zusammenarbeit mit Bürgerwissenschaftler*nnen kann Naturschutz werden: Die gemeinsam erarbeiteten Ergebnisse unserer Langzeitbeobachtungen sind wichtige Informationen für politische, aber auch private Entscheidungsträger (z.B. Landbesitzer).
Wo liegt das Forschungsgebiet?
Die Chiquitania, die etwa 27 Millionen Hektar große Region, liegt im Osten Boliviens. Diese beherbergt den endemischen Chiquitano Trockenwald, er zeichnet sich durch eine große Artenvielfalt aus und gilt als der am besten erhaltene tropische Trockenwald der Welt. Unser Untersuchungsgebiet befindet sich etwa 25 km von Concepción entfernt und umspannt 14 verschiedene Ländereien, vorwiegend Rinderfarmen mit Waldbestand.
Welche Tiere können Sie entdecken?
Bei Ihrer virtuellen Reise durch den Trockenwald Boliviens können Sie mehr als 25 Arten über den Weg laufen.
Neben verschiedenen Nagetieren wie zum Beispiel dem Agouti oder dem Wasserschwein, auch Capybara genannt, gibt es auch verschiedene Gürteltiere oder auch den großen Ameisenbären.
Außerdem können sie weiteren Tieren, wie dem Opossum, dem Tapir oder den Pekaris (Wildschwein) begegnen.
Aber auch fünf Katzenarten, darunter die Top-Prädatoren, also der Puma oder der Jaguar, sind auf den Kamerafallen zu entdecken.
Durch die Kamerafallen können nicht nur die verschiedenen Arten auseinandergehalten werden, sondern auch einzelne Individuen voneinander unterschieden werden. Daraus ergibt sich dann zum Beispiel folgende Frage: Wie viele verschiedene Jaguare können anhand der individuellen Fellzeichnung identifiziert werden? Dies ist von grundlegender Bedeutung, denn der Jaguar ist Schlüssel- und Zeigerart zugleich: Gibt es viele Jaguare heißt das automatisch, dass das Ökosystem gesund ist! Und je mehr Jaguare dort leben, desto unberührter ist ein Gebiet.
Die Lage vor Ort
Der endemische Chiquitano Trockenwald im Osten Boliviens steht unter enormen Druck durch die Viehwirtschaft. Auch unsere Untersuchungsgebiete sind drastisch davon betroffen: Dort, wo wir im Jahre 2017 Kamerafallen im Wald aufgestellt haben, sind große Bereiche des Waldes zerstört. So werden wir unfreiwillig von Biodiversitätsbeobachtern zu Chronisten des Biodiversitätsverlusts. Große Teile des WildLIVE! Datensatzes sind heute Abbilder einer vor kurzem noch intakten Wildnis, die heute nur noch digital erlebbar ist.
Neues aus dem Projekt
Etwa 30 bis 50 Kamerafallen hängen seit März 2017 in unseren Untersuchungsgebieten in Bolivien. Seither sind schätzungsweise 10 TB Fotos und Videos angefallen – und auch diese Zahl steigt täglich! Aktuell haben sich bereits über 900 Personen an dem Projekt beteiligt, und zusammen schon über 1 Mio. labels vergeben – und auch die werden täglich mehr!